Sommertour durch Erlangen und Erlangen-Höchstadt

Ob Bio-Rinder, die ganzjährig auf der Weide leben oder plastikfreies Einkaufen: Wo man „vor der Haustür“ in Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt hinschaut, findet man spannende – „grüne“ – Projekte.

Als Landtagsabgeordneter interessiert mich natürlich, wo der Schuh drückt und welche politischen Rahmenbedingungen helfen, unsere Zukunft Stück für Stück nachhaltiger zu machen. Also habe ich mich auf den Weg gemacht, mich über aktuelle Entwicklungen informiert und lokale Betriebe, Initiativen und Einrichtungen besucht. Eine kleine Auswahl möchte ich euch hier vorstellen.

Regional, bio und frisch auf den Tisch

Auf dem Biolandhof Seeberger in Hemhofen setzt man bereits seit über 30 Jahren auf ökologische Erzeugung. Die Rinder stehen das ganze Jahr über auf der Weide und die Hühner können Tag und Nacht an die frische Luft. Auf ihren Flächen bauen die Seebergers Futtergetreide und Grünfutter an. Zusätzlich ist der Hof ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen, die nachhaltige Landwirtschaft hautnah erleben wollen. Dabei legt die Familie bewusst Wert auf eine Vielfalt an Produkten und Nutztieren, um bei Umsatzeinbrüchen nicht von einzelnen Segmenten abhängig zu sein. Herausforderungen gibt es dennoch einige zu bewältigen: Trockenheit, steigende Preise für landwirtschaftliche Flächen und der Druck durch den Flächenverbrauch. Was bleibt, ist der Eindruck, dass Seebergers bei allen Herausforderungen sehr überzeugt und glücklich mit dem Weg sind, den sie eingeschlagen haben. Ich finde, die gesellschaftliche Wertschätzung für nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Lebensmittel kann gar nicht groß genug sein.

Gleich um die Ecke von den Seebergers treibt die „Abokiste“ vom Schloss Hemhofen die Frage um, wie Obst und Gemüse aus unserer Region direkt vor unsere Haustüre kommt. Dabei wird sogar das kühle, historische Kellergewölbe des Schlosses Hemhofen zum Packen der Kisten mit frischen und regionalen Produkten in Bio-Qualität genutzt, bevor es in die Auslieferung geht.  

Selbst Abholen und gerne auch Mitmachen ist dagegen bei der Bürgerinitiative Solidarische Landwirtschaft (Solawi) in Erlangen angesagt. Die Gruppe der Ernteteilnehmer*innen beschäftigt Landwirte, die sie das ganze Jahr über mit Lebensmitteln versorgen. Je nach Ertrag werden die Ernteanteile jede Woche auf die Gruppe verteilt. Für die Erzeuger bedeutet das eine faire Entlohnung und Planungssicherheit, für die Erlanger*innen gibts dafür frisches Obst und Gemüse aus dem Depot der Initiative in der Luitpoldstraße. Die Initiative lebt vom gemeinsamen Einsatz, vom Engagement der Mitglieder und vom Interesse für die Herkunft der eigenen Lebensmittel. Wer will, kann auch auf den Höfen und beim Anliefern der Produkte helfen und bekommt so einen noch engeren Bezug zur Landwirtschaft. Das schafft Bewusstsein für die Landwirtschaft und Wertschätzung für bio-regionale Produkte.

Von Müsli bis Meerrettich: Ökologische und nachhaltige Produkte

Auch über die Verarbeitung und Verfeinerung unserer regionalen Spezialitäten gab es einiges zu erfahren. Zum Beispiel in der Minderleinsmühle im Schwabachtal. Angefangen bei Backzutaten bis hin zu Müslis und Cerealien werden dort allerlei Getreideprodukte produziert. Das Unternehmen wird in siebter Generation von Geschäftsführer Andreas Hubmann geführt. Verarbeitet werden hier nur Rohstoffe aus ökologischem Anbau, wobei den Zulieferern der Mühle durch langfristige Verträge verlässliche Einkommensbedingungen zugesichert werden. Daneben unterstützt das Projekt auch eine ganze Reihe von sozialen Projekten.

Bei Schamel Meerrettich in Baiersdorf legt man ebenso Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität. Auch beim Meerrettich steigt die Nachfrage nach „bio“ und so wächst gerade das Bio-Sortiment stetig. Insgesamt werden pro Jahr rund 1.000 Tonnen bayerischer Meerrettich im Familienbetrieb aus Baiersdorf verarbeitet. Beinahe bescheiden erklärt Geschäftsführer Matthias Schamel, man sei nicht ganz unbeteiligt daran gewesen, dass „Bayerischer Meerrettich“ mittlerweile eine geschützte geographische Angabe ist.

Und was tun, wenn man sich viel Verpackungsmüll sparen will? Aus Verbraucher*innensicht gibt es dazu seit neuestem eine weitere heiße Adresse in Erlangen: In der Hauptstraße hat im August der erste Unverpackt-Laden Erlangens seine Tore geöffnet. Der Name „Zero Hero“ bezieht sich auf null Verpackungsmüll und das ist hier neben dem Verkauf von regionalen und fair gehandelten Bio-Produkten Programm. Bei allem Enthusiasmus darüber, dass das Geschäftsmodell auch in Erlangen so großartig angenommen wird, wurde im Gespräch aber auch deutlich, wie viel mehr Politik tun könnte, um Anreize zur Müllvermeidung zu verstärken, beispielsweise durch eine Besteuerung von Plastik.

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