Der Tourismus ist eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen in Bayern. Sowohl die Betriebe als auch die Kommunen profitieren von vielfältigen Förderprogrammen des Freistaates. Allein im Einzelplan des Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie stehen im Doppelhaushalt 2019/2020 zur Förderung des Tourismus fast 170 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem profitiert die Tourismusbranche noch von weiteren Förderprogrammen aus anderen Ministerien. Um hier einen genaueren Überblick über die tatsächliche Mittelverwendung zu bekommen habe ich mich mit einer schriftlichen Anfrage an die Staatsregierung gewandt.
Die Antwort bildet eine bunte Förderlandschaft ab, von der Gasthausmodernisierung bis zu Kneippanlagen. Nicht alle Förderprogramme und -summen überzeugen auf den ersten Blick durch ihre Notwendigkeit in der Fläche oder ihren Wert für eine Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit im Tourismus. Für eine Förderung von umwelt- und klimaverträglichen Naturerlebnis- und Naturtourismusangeboten durch das Umweltministerium haben sich dabei bisher erst drei Kommunen erfolgreich beworben.
Für das Gaststättenmodernisierungsprogramm wurden 16,26 Millionen Euro an die Bezirke weitergegeben. Die Blitzlichtberatung für gastronomische Betriebe wurde dagegen ausgerechnet im Krisenjahr 2020 kaum nachgefragt.
Bei den hohen Ausgaben über die Richtlinie zur Förderung von öffentlichen Infrastruktureinrichtungen (RÖFE) fällt vor allem auf: Für Projekte zur Barrierefreiheit wurden in den vergangenen Jahren kaum Mittel beantragt. Dafür hat das Programm zahlreiche Loipenspurgeräte und Bauhoffahrzeuge gefördert, deren überwiegend touristischer Nutzen nicht ganz eindeutig ist…
Für mehr wirklich nachhaltigen Tourismus in Bayern müssen wir die Förderkulisse kritisch überarbeiten. Wir brauchen mehr Geld für nachhaltige Mobilität und klima- und umweltfreundliche Angebote statt Schneekanonen zu fördern oder Radlader aus Tourismusprogrammen mitzufinanzieren.
Verwandte Artikel
Schlossgarten statt Schlossplatz: Kommt der Baumschutz unter die Räder?
Die Erlanger Stadtspitze hat im Alleingang beschlossen, dass die nötigen Baustellen
Weiterlesen »
Seilbahnförderung und Förderung künstlicher Beschneiung in Bayern – Stand 2024
Der alpine Skitourismus in Bayern gerät zunehmend unter Druck. Neben den unmittelbaren Auswirkungen der Klimakrise sorgen auch die Energiekosten für unsichere Zukunftsprognosen der Branche. Dennoch setzt die Staatsregierung weiterhin neben der Modernisierung von Seilbahnen auch auf den Neu- und Ausbau von Anlagen für künstliche Beschneiung aus verschiedenen Haushaltstiteln. Im Rahmen von staatlichen Förderprogrammen hat Bayern inzwischen etwa 6,5 Mio. Euro Steuergeld für Beschneiungsanlagen und Speicherteiche ausgegeben.
Weiterlesen »
Projekt-Aus für den Campus „Schöller-Areal“ der FAU: War die Staatsregierung ein Jahr untätig?
Nach dem Bekanntwerden des endgültigen Scheiterns des Projektes für einen neuen Lehramtscampus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) auf dem Schöller-Areal sind weiter viele Fragen offen. Auf Veranlassung der Landtags-Grünen berichten Wissenschafts- sowie Bauministerium nun am Mittwoch, 4.12., in einer gemeinsamen Sondersitzung des Wissenschaftsausschusses und des Haushaltsausschusses des Bayerischen Landtags. Die Grünen werden bei der Sitzung genau nachfragen, welche Lösungen nun auf den Tisch kommen und ob die Staatsregierung das Problem einfach nur aussitzen wollte.
Weiterlesen »