Erlangen, 03.09.2024 – Zu Beginn des neuen Schuljahres fehlen bayernweit 1.000 Lehrerinnen und Lehrer an allen Schularten. Besonders an den Mittelschulen wird es im anstehenden Schuljahr knapp, und auf absehbare Zeit ist keine Besserung in Sicht. Kultusministerin Stolz hat zwar die Zahlen im Juli in ihrer Lehrerbedarfsprognose 2024 für Bayern klar benannt, doch die Schritte zur Lösung sind viel zu zaghaft, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten, kritisiert Christian Zwanziger, Grüner Landtagsabgeordneter und Mitglied im Bildungsausschuss.
Die ifo-Bildungsstudie vom Mai dieses Jahres zeigt, dass Bayern bei der Bildungsgerechtigkeit Schlusslicht in Deutschland ist. Doch genau diese Chancengerechtigkeit auf Bildungserfolg unabhängig von der sozialen Herkunft zeigt in Zwanzigers Augen den Erfolg eines Schulsystems: „Egal ob Inklusion oder Integration, Hochbegabtenförderung, Dyskalkulieförderung, Konfliktlösungstraining, Alltagskompetenzen oder Verfassungsviertelstunde – vor allem die passgenaue Förderung und Bildung eines jeden Kindes muss unser Anspruch sein. Nur so können die Potenziale der Kinder sich in Zukunft und für unsere Gesellschaft entfalten.“
Angesichts des wachsenden Lehrkräftemangels in Bayern warnt Zwanziger, dass genau diese Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt: „Ehrlichkeit und Bildungsgerechtigkeit gehen hier Hand in Hand: Ein einfaches Beispiel ist die fatale Entscheidung des Kultusministeriums, als Reaktion auf die PISA-Ergebnisse Mathe und Deutsch auf Kosten von musischen Fächern und Englisch auszuweiten. Für eine ganzheitliche Bildung, Stärkung von Problemlösungskompetenzen, handwerkliches Geschick und Fremdsprachenkenntnissen sind diese Fächer entscheidend. Wenn die Kürzungen mit Beginn dieses Schuljahres im Stundenplan umgesetzt werden, verschwinden sie von der politischen Agenda. Rechnerisch reduziert das natürlich den Fachkräftemangel. Für die Bildungsgerechtigkeit aber, für die sich unsere Lehrerinnen und Lehrer täglich mit ganzer Kraft einsetzen, ist es eine weitere Niederlage.“
Zwanziger fordert dagegen einen klaren Fokus auf die Kernkompetenzen von Schule. Dazu dürften den Schulen keine weiteren Aufgaben aufgedrückt werden, ohne zusätzliche Finanzierung und ohne klar zu benennen, wer diese erledigen soll. Jede einzelne Schule brauche hingegen mehr Freiraum, um die Probleme vor Ort anzupacken. Dazu zählten vor allem bezahlte Teamzeiten, Unterstützung durch Fachkräfte in IT und Verwaltung, Budgets zur freien Verwendung und ein relevantes Fortbildungsangebot.
„Ich stehe dabei an der Seite der Lehrkräfte in Bayern: Sie sind die pädagogischen Expertinnen und Experten. Die Politik muss die Bedingungen schaffen, dass sie dieses Wissen anwenden und sinnvoll arbeiten können. Die Eichendorff-Mittelschule in Erlangen hat im letzten Jahr den Deutschen Schulpreis gewonnen. Die Veränderungen auf dem Weg dorthin haben viel Kraft, Durchhaltevermögen, aber vor allem auch Mut gekostet. Das zeigt in meinen Augen deutlich, woran unser Bildungssystem krankt: Es muss möglich sein, einen tollen Job zu machen, ohne dafür mutig sein zu müssen!“
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