Tablet auf Schülerschreibtisch

Staatsregierung ohne Kompass: Schüler-Notebooks auf dem Weg in Erlangens Klassenzimmer

In diesen Wochen laden nahezu alle weiterführenden Schulen in Erlangen und Erlangen-Höchstadt zu besonderen Elternabenden ein: Es geht um die Beschaffung und Förderung von Tablets und Notebooks. Denn nach einer zweijährigen Pilotphase wird nun die 1:1-Ausstattung von Schülerinnen und Schülern mit digitalen Endgeräten an den staatlichen weiterführenden Schulen ausgerollt. Die Eltern müssen die Geräte selbst beschaffen, erhalten aber eine ansehnliche Förderung vom Freistaat Bayern.

„Das ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Endlich bekommen Schüler*innen und Lehrkräfte die Chance, die Vielfalt digitaler Medien für den Unterricht und das selbständige Lernen zu nutzen. Und endlich können Kernkompetenzen für unsere digitale Welt in der Schule viel stärker eingeübt werden“, so Christian Zwanziger, Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied im Bildungsausschuss.

Viele der technischen Fragen konnten während der zweijährigen Pilotphase weitgehend geklärt werden. Um bei Sicherheits- und Haftungsfragen auf der sicheren Seite zu sein, wählen zudem viele Schulen die Einbindung der Schülergeräte in ein sogenanntes Mobile Device Management. Inhaltliche Fragen blieben aber weitgehend ungeklärt, urteilt Zwanziger: „Es fehlt ein medienpädagogisches Gesamtkonzept, das sowohl verpflichtende Lehrplaninhalte und als auch ein passgenaues Fortbildungsangebot umfasst. Das gibt der Leitfaden der Staatsregierung, der sich vor allem auf Verfahrensfragen beschränkt, nicht her. Unser Anspruch an die „Digitale Schule der Zukunft“ darf sich nicht auf die Nutzung der Digitalversion von Schulbüchern oder die digitale Heftführung beschränken. Hier muss die Staatsregierung dringend nachlegen und einen verlässlichen Rahmen setzen, den die Schulen dann mit Leben füllen können.“

„Die entsprechende Hardware ist die Grundvoraussetzung für die längst überfällige Weiterentwicklung. Für einen echten Mehrwert müssen wir aber unsere Lehrkräfte medienpädagogisch fit machen und ihnen ein verbindliches Gesamtkonzept an die Hand geben. Die Stärkung von Medienkompetenz muss ein zentraler Baustein im gesamten Lehrplan werden. Wie funktionieren Algorithmen, woran erkenne ich Fake News, wie wird im Netz Geld verdient? Mit diesem Wissen bekommen unsere Kinder einen verlässlichen Kompass für die digitale Welt, in der sie sich längst bewegen“, so Zwanziger.

Hintergrund: Die Anfrage zum Plenum von Christian Zwanziger nach einem konkreten medienpädagogischen Konzept beantwortet das Kultusministerium mit Hinweis auf den „Leitfaden Digitale Schule der Zukunft“. Dieser enthält jedoch keinerlei konzeptionellen Rahmen zu Inhalten und Pädagogik oder Hinweise auf eine Anpassung des Lehrplans. Ein medienpädagogisches Konzept, dass die Einführung der 1:1-Ausstattung von Schülerinnen und Schülern mit digitalen Endgeräten flankiert, fehlt schlichtweg.

Verwandte Artikel