Im November wurde im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss der Stadt die Katze aus dem Sack gelassen, da war es aber offenbar bereits beschlossene Sache: Die nötigen Baustellenflächen zur Sanierung des markgräflichen Schlosses werden nicht, wie vielleicht naheliegend, auf dem gepflasterten Schlossplatz, sondern auf der Rückseite des Schlosses im Schlossgarten eingerichtet.
Die Ausführungen im städtischen Ausschuss ließen für viele Zuhörer*innen jedoch wichtige Fragen offen. Insbesondere konkrete Pläne der Flächeneinrichtung wurden nicht präsentiert. Daher hat Christian Zwanziger, Grüner Landtagsabgeordneter für Erlangen, eine Nachfrage an die Staatsregierung gerichtet, deren staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach die Sanierung des Schlosses verantwortet. Aus der Antwort auf die Anfrage wird klar: Das staatliche Bauamt sieht keinerlei technische Hindernisse, die Baustelleneinrichtung auf dem „befestigten Schlossplatz“ vorzunehmen. Die Sanierung des Palais Stutterheim wie auch die in Kürze abgeschlossene Sanierung des Landratsamtes zeigen, dass dies ohne weiteres möglich ist. Als einzigen Grund die Baustelle in den Schlossgarten zu verlagern, wird die Durchführung von Veranstaltungen genannt. Die These, dass trotz der Baustelleneinrichtung ein guter Schutz der Bäume gewährleistet sei und wie eine weitreichende Bodenverdichtung verhindert werden soll, wird nicht näher belegt.
Bereits die Sanierung der Orangerie verdeutlichte, wie schwierig es ist, die Bäume bei solchen Arbeiten dauerhaft zu erhalten. Nachdem das Wurzelwerk von LKWs befahren und der Boden verdichtet wurde, treten Schäden bei Großbäumen oft erst nach Jahren in Erscheinung. Eine Schwarznuss an der Orangerie zeigt bereits deutliche Schäden, die darauf hindeuten.
Der Schlossgarten ist das grüne Herz der Innenstadt. Gleichzeitig trägt er maßgeblich zur Belebung der Erlanger Innenstadt bei, denn im Schlossgarten finden Menschen Erholung und einen konsumfreien Raum für eine Pause wie an keinem anderen Ort. Veranstaltungen, die üblicherweise auf dem Schlossplatz stattfinden, hätten hingegen alternative Standorte in der Stadt finden können. Hinzu kommt, dass auch im Schlossgarten selbst Veranstaltungen stattfinden, deren Ausfall oder Beeinträchtigung offenbar hingenommen wird.
„Für Veranstaltungen an wenigen Tagen im Jahr sowohl die Bedeutung des Schlossgartens für das Mikroklima in der Stadt als auch die Erholungsfunktion für Jahrzehnte aufs Spiel zu setzen, halte ich für ziemlich fragwürdig“, so Zwanziger. Angesichts der gravierenden Eingriffe in der Mitte Erlangens kritisiert Zwanziger zudem die Informationspolitik von Staatsregierung und Stadt: „Die Sanierung steht unmittelbar bevor, und das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr spricht immer noch davon, dass die „umfassende Information der Öffentlichkeit (…) zu gegebener Zeit erfolge“ – das ist doch ein Hohn für alle Bürger*innen! Es werden schlicht Fakten geschaffen.“ Dabei zeigte erst jüngst die Diskussion und das Engagement der Bürger*innen für Bergkirchweih-Gelände und die Bäume dort, wie wichtig vielen Erlanger*innen der Schutz der Bäume in der Stadt ist.
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