Der Wintertourismus in Bayern steht unter dem Einfluss der Klimakrise. Prognosen sagen weiter sinkende Schneesicherheit vorher, in der Wissenschaft ist der „Christmas-Easter Shift“ ein bekanntes Phänomen und Wintersportorte schaffen bereits Angebote fernab der Pisten für einen Winterurlaub ohne Schnee. Immer wieder betont auch das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die gravierenden Folgen der Klimakrise für den Skitourismus und die daraus resultierende Notwendigkeit für Wintersportdestinationen, andere Tourismussegmente zu erschließen. Dennoch setzen viele Skigebiete weiter auf künstliche Beschneiung. Die Staatsregierung fördert neben der Modernisierung von Seilbahnen auch den Neu- und Ausbau von Anlagen für künstliche Beschneiung aus verschiedenen Haushaltstiteln. In einer schriftlichen Anfrage habe ich nachgefragt, wohin genau die Fördermittel in den vergangenen zehn Jahren geflossen sind.
Die Antwort zeigt: Zu den Plänen der Staatsregierung, bis 2040 klimaneutral zu werden, passt die Seilbahnförderung nicht. Zwar räumt das Ministerium zwar Auswirkungen des Skitourismus und der künstlichen Beschneiung auf Umwelt und Klima ein, sieht jedoch keinen Grund, deshalb die Förderung von künstlicher Beschneiung und klimaschädlichen Infrastrukturmaßnahmen mit Steuergeldern zu überdenken. In den vergangenen zehn Jahren sind nur rund 64 Prozent der Fördergelder tatsächlich in die Modernisierung von Liftanlagen geflossen. Rund 6,5 Millionen Euro wurden für die Finanzierung von Beschneiungsanlagen und Speicherteichen bewilligt. Die beschneite Fläche in Bayern ist von 2011 bis 2019 um 249,1 Hektar gewachsen. Mittelfristig wird Bayern – bedingt durch die Klimakrise – in Sachen Skitourismus nicht mehr konkurrenzfähig mit den Nachbarländern sein. Eine weitere Aufrüstung mit Schneekanonen gegen die Klimakrise ist daher auch aus ökonomischen Gründen nicht zukunftsfähig und darf deshalb nicht mit Steuergeld gefördert werden.
Völlig vernachlässigt wird das Thema Mobilität. Seilbahnen ziehen meist zahlreiche Tagesausflügler*innen an, deren Anreise mit dem Auto nicht nur der Tourismusakzeptanz vor Ort schadet, sondern auch dem Klima. Die Staatsregierung unternimmt nichts, um diese Problematik gezielt anzugehen und zum Beispiel Fördergelder für Seilbahn-Erneuerungen an moderne, zukunftsfähige Verkehrskonzepte zu knüpfen. Im Gegenteil, über 600.000 Euro an Fördergeldern sind in den vergangenen zehn Jahren in den Neu- und Ausbau von Parkplätzen und damit die Förderung des Individualverkehrs geflossen.
Die Seilbahnförderung des Freistaates muss vor dem Auslaufen Ende 2022 dringend evaluiert und angepasst werden. Argumente wie die Notwendigkeit von Beschneiung für Modernisierungsvorhaben oder die Wertschöpfung, die Seilbahnen den Regionen bringen,kann die Staatsregierung entweder gar nicht oder nur mit älteren Daten belegen. Zu den Auswirkungen von künstlicher Beschneiung auf Umwelt und Klima und insbesondere die Ökosysteme im Bayerischen Alpenraum stellt sie auch keine Untersuchungen an.
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