Viel wird aktuell über die Tafeln geredet, die verzehrfähige aber als unverkäuflich aussortierte Lebensmittel als Spende von regionalen Händler*innen abholen und an Menschen verteilen, die darauf angewiesen sind. So leisten die Tafeln aktuell auch einen unverzichtbaren Beitrag zur Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine. Vielerorts reichen aber Kapazitäten und Spenden nicht mehr aus, um allen Menschen diese Unterstützung anzubieten. Am Montag, den 02. Mai 22, habe ich mit der Leiterin der Erlanger Tafel Elke Bollmann und ihrem Kollegen Johannes Sikorski getroffen, um mich über die Situation der Tafel in Erlangen zu informieren.
Tatsächlich hat auch hier in Erlangen die Nachfrage nach Lebensmittelspenden drastisch zugenommen. Um allen möglichst schnell und unkompliziert helfen zu können, hat die Tafel zusätzliche Ausgabezeiten eingerichtet und mehr Ehrenamtliche packen nun mit an. Das Leitungsteam ist von der Spendenbereitschaft der Erlangerinnen und Erlanger begeistert: nicht nur Einzelhändler*innen spenden Lebensmittel, sondern Privatpersonen und insbesondere auch Schulen haben viel dazu beigetragen, dass es keine Engpässe gibt und die Verteilung weitergehen kann. Neben Essen wurden dringend benötigte Hygieneartikel und auch Geld für gezielte Zukäufe gespendet. Listen der Tafel helfen, dass Sachspenden auch dem konkreten Bedarf entsprechen. Viele Erlanger*innen sind zudem bereit, ehrenamtlich bei der Verteilung mit anzupacken. Und wo es Sprachbarrieren gibt, da helfen Geflüchtete untereinander. „Die Marke „Tafel“ ist bekannt und positiv besetzt“, stellt Frau Bollmann fest. Das erhöhe die Bereitschaft zu spenden und mitzuhelfen.
Mit größerer Sorge hingegen stellt Frau Bollmann fest, dass die Zahl der Kundinnen und Kunden der Tafel wächst. Grund sind die Folgen von Corona, wie etwa Arbeitsplatzverlust, und die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Darunter leiden gerade ältere Menschen mit schmaler Rente. Hier sieht das Leitungsteam klar politischen Handlungsbedarf.
Aber auch für die Förderung der Tafeln selbst hat das Leitungsteam Ideen für Verbesserungen. Der Blick in europäische Nachbarländer, insbesondere Frankreich, zeige, was möglich ist. Dort regelt das Gesetz, dass Lebensmittel vom Handel nicht weggeschmissen werden dürfen, sondern gespendet werden müssen. Dadurch etabliere sich die entsprechende Infrastruktur zur Verteilung, und es helfe bei der Entstigmatisierung der Empfänger*innen der Spenden. Auch die Struktur der Förderung, die überwiegend durch die Kommunen geschieht, sei problematisch, da jede Tafel so von der Finanzausstattung und dem Good Will der eigenen Kommune abhänge. In Erlangen sei die Tafel sehr gut aufgestellt, aber es gebe Baustellen – z.B. wurde für die dringend benötigte Kundentoilette noch immer keine Lösung gefunden. Für mich steht fest, dass auch der Freistaat die Tafeln bei ihrer wichtigen Arbeit direkt unterstützen muss.
Danke allen, die sich für die wichtige Arbeit der Tafeln engagieren – ob im Ehrenamt, im Hauptamt, als Spender*innen oder als Verantwortliche im Handel!
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