Kleine Brauereien und die große Vielfalt des Bieres sind prägend für viele Gegenden in Franken. Neben dem guten Geschmack und der Wirtshauskultur leisten sie auch einen Beitrag zu regionaler Wertschöpfung und haben jede Menge Potential für klimafreundliches Wirtschaften.
Besonders deutlich wird dies in der Gemeinde Hallerndorf, wo auf 4.200 Einwohner*innen immerhin sieben kleine und mittelständische Brauereien und etliche Biergärten kommen. Mit meiner Bundestagskollegin Lisa Badum aus Forchheim und unserem Fraktionsvorsitzendem im Landtag, Ludwig Hartmann, habe ich hier die Brauerei Rittmayer besucht.
Braumeister Georg Rittmayer führte mit Stolz durch das 1422 gegründete Familienunternehmen am Ortsrand von Hallerndorf, wo er neben der Brauerei auch ein Abfüllzentrum betreibt. Rund 28.000 Hektoliter Bier braut Rittmayer hier pro Jahr. Im Abfüllzentrum wird ein Großteil davon in Flaschen abgefüllt, dazu das Bier von dreißig weiteren Brauereien – zusammen ein Volumen von 100.000 Hektolitern.
Durch ein innovatives Energiekonzept mit Hackschnitzelheizung, Wärmespeichern und der Kombination der beiden Anlagen besonders für Abwärmenutzung arbeitet die Brauerei CO2-neutral. Eine Photovoltaikanlage sei zudem geplant und kann die Ökobilanz noch weiter verbessern, erklärte uns Herr Rittmayer.
In den letzten Wochen und Monaten ist das Abfüllzentrum besser ausgelastet als sonst. Ursache ist die Corona-Pandemie: Fassbier für Gastronomie und Volksfeste ist zur Zeit nicht so stark gefragt, Flaschenbier dagegen schon. So versuchen auch die kleinen Brauereien den Einschränkungen zu trotzen. Sie treffen die Maßnahmen zur Pandemieeindämmung besonders hart: Neben den allgemeinen Beschränkungen während des Frühjahrs schneidet der eingeschränkte Betrieb von Gaststätten und Biergärten, der Ausfall von Volksfesten und Familienfeiern, die wichtigsten Vertriebswege fast komplett ab.
Auch bei der Abfüllung liegt Herrn Rittmayer und seinen Kollegen im Verband Private Brauereien in Bayern e.V. die Nachhaltigkeit am Herzen: Sie setzen sich für eine Anhebung der Mehrwegquote ein. Durch immer mehr Sonderformen bei den Flaschen, sogenannten Individualflaschen, die sich durch ihre Form, Prägung oder auch nur die Farbe des Gummis am Bügelverschluss von den standardisierten Flaschen unterscheiden, wird es immer schwerer, die Mehrwegflaschen zum Abfüller der jeweiligen Marke zurückzuführen. Der Sortieraufwand und damit der Ausschuss und auch die Transportstrecken nehmen zu und verschlechtern die Ökobilanz der sonst so umweltfreundlichen Mehrwegflasche. Von den Lieferungen an Pfandflaschen könne er nur einen Bruchteil verwenden, der Kauf neuer Flaschen sei aber noch teurer und der Markt zudem leergefegt, erklärt Rittmayer. Die Berge von Bierkästen auf seinem Gelände, die er nicht nutzen kann, zeigten es uns eindrücklich. Wirksam gegensteuern könne man mit der Erhöhung des Pfands auf Flaschen und Kästen, die eine Rückführung auch für den Getränkehandel attraktiv machen würde, erklärte uns Stefan Stang, Hauptgeschäftsführer des Vereins. Hierzu müssten Brauwirtschaft, Handel und Politik an einem Strang ziehen.
Wir haben bei unserem Besuch erleben dürfen, was Qualität aus der Region bedeutet. Kultur, regionale Wertschöpfung und Umweltschutz gehören zusammen. Regionale Mehrwegsysteme sind dabei ein wichtiger Baustein.
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